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Igel – der kleine Spießer?


Er lebt direkt vor unserer Haustür und dennoch wissen wir nur sehr wenig über den heimlichen Herrscher der Gärten und Wiesen. Der Igel wurde zum Tier des Jahres 2009 gekürt. Für ihn ist ein Garten im Prinzip ein 5-Sterne-Restaurant, das rund um die Uhr geöffnet hat: Käfer, Raupen, Schnecken – sie alle tummeln sich im dichten Grün und stehen ganz oben auf der Speisekarte des nachtaktiven Insektenfressers.
Was viele jedoch nicht wissen: der Igel ist kein Jäger, sondern ein Finder. Wie ein lebender Seismograph nimmt er über seine Pfoten selbst geringste Erschütterungen wahr. Folge: wenn eine Raupe von einem Baum zu Boden fällt, registriert dies der Igel innerhalb von Sekundenbruchteilen. Und so vertilgt der fleißige Gärtner jede Nacht bis zu 200 Schädlinge – und nimmt dabei bis zu einem Drittel seines Körpergewichtes auf. Eine natürliche Gartenpflege, die von März bis Oktober die Pflanzen gesund hält.


Von November bis März dann schaltet der Igel auf Energiesparen um: so verringert er im Winterschlaf seinen Herzschlag von 180 auf 8 Schläge pro Minute, atmet nur noch 3 mal pro Minute und senkt seine Körpertemperatur von 36 auf 5 Grad ab. Gleichzeitig verliert er bis zu 50% seines Körpergewichtes und wiegt beim Aufwachen nur noch ca. 300 Gramm. Kein Wunder, dass sich der Igel dann sofort auf Futtersuche macht.


Das giftigste Kleid der Welt: Flöhe, Milben, Zecken. Igel sind wandernde Brutstätten für Parasiten. Experten schätzen, dass in den bis zu 8000 Stacheln eines einzigen Igels mehr als 400 Parasiten leben. Grund: Igel können sich nicht kratzen, die Fellpflege fällt daher bei diesen Tieren aus. So kann ein einziger Piekser eines Igel-Stachels Dutzende Krankheitserreger übertragen und im Extremfall für den Menschen lebensgefährlich sein.


Warum rennen Igel nie weg ? Biologen fanden heraus, dass Igeln ein Instinkt fehlt, der fast jedem Tier und jedem Menschen angeboren ist : der Fluchtinstinkt. Doch da der Igel so gut wie keine Feinde hat und sich im Notfall blitzschnell in eine undurchdringbare Stachelkugel verwandeln kann, braucht er diesen Instinkt in der Natur auch nicht. Ein weiterer Pluspunkt seiner Verteidigung: ein Igel verträgt 5x mehr Schlangengift als ein Mensch. Selbst das Gift einer Kreuzotter ist für den furchtlosen Gärtner ungefährlich. Igel gehören demnach zu den größten Naturwundern in unseren Gärten – kein Wunder also, dass die Schutzgemeinschaft Deutsches Wild ihn zum Tier des Jahres 2009 gekürt hat.


Quelle: Hannes Wellmann, TV Hören und Sehen 11/09 und Tiere und Pflanzen, Dokumentation über den Jäger der Nacht – den Igel in EinsPlus